
Dein Kind gehört dir nicht.
So sehr du es auch willst.
So sehr du es liebst.
So sehr du fürchtest, es zu verlieren.
Bringen wir Kinder zur Welt, um das zu vollenden, was wir selbst nie geschafft haben?
Oder um durch sie unsere menschlichen Mängel auszugleichen?
Sind unsere Kinder wirklich unsere „zweite Chance“ – ein Versuch, nachzuholen, was uns entgangen ist?
Seit jeher weiß der Mensch: Das Leben ist flüchtig.
Und so baut er, strebt, kämpft – gegen das Vergessen.
Doch am Ende bleibt die Frage:
Wer trägt weiter, was ich nicht vollenden konnte?
Das Kind – ein leiser Versuch, dem Vergänglichen zu trotzen.
Ein zartes Gefäß für unsere Sehnsucht nach Unsterblichkeit.
Es ist ein eigener Mensch.
Mit eigenem Kompass.
Eigener Sprache.
Eigenem Feuer.
Eigener Wahrheit.
Eigener Religion, wenn es das wählt.
Eigenen Zielen, Berufen, Lebenswegen.
Es hat das Recht, sich zu entscheiden – für sich, nicht für dich.
Und dein Job?
Nicht zu löschen, was du nicht verstehst.
Sondern den Raum zu halten, damit es brennen darf.
Nicht zu programmieren – sondern zu begleiten.
Khalil Gibran – Dichter, Philosoph, ein Mensch, der tiefer gesehen hat als viele vor und nach ihm –
hat es in seinem Werk „Der Prophet“ auf den Punkt gebracht:
„Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken.
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Zuhause geben, aber nicht ihren Seelen.
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht betreten könnt – nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein – aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben geht nicht rückwärts und verweilt nicht beim Gestern.“
Was für eine Zumutung –
für dein Ego.
Für deine Angst.
Für deinen Wunsch, durch dein Kind weiterzuleben.
Aber es ist die Wahrheit.
Und die Wahrheit befreit.
Wenn du sie aushältst.
Denn, wenn wir ehrlich sind...
oft geht es gar nicht ums Kind.
Sondern um dein Ego.
Dein verletztes Ich.
Deine offenen Schleifen.
Du willst, dass es erfolgreich ist.
Aber was bedeutet das eigentlich – Erfolg?
Ist das dein Maßstab oder seiner?
Willst du wirklich, dass es glücklich ist –
oder dass es funktioniert?
Viele nennen es „Fürsorge“.
Aber es ist Kontrolle mit einem Schleifchen.
Ein Geschenk, das nach Schuld riecht.
Du gibst ihm nicht nur deine Gene.
Du gibst ihm auch dein Weltbild.
Deine Urteile. Deine Ängste.
Deine unerledigten Rechnungen.
Du gibst ihm deinen Glauben.
Dein So ist es richtig.
Deine Bräuche,
deine Traditionen,
deine Regeln,
die du selbst nie hinterfragt hast –
und drohst mit Entzug von Liebe, wenn es das tut.
Und dann...
sprichst du vom Erbe.
Haus. Name. vielleicht ein Sparkonto.
Aber das wahre Erbe?
Das ist leise. Unsichtbar.
Es überträgt sich durch Blicke.
Durch Schweigen.
Durch den Moment, in dem du dein Kind ansiehst
und es weiß:
Ich muss funktionieren, um geliebt zu werden.
Du gibst ihm auch dein Trauma.
Dein eigenes, ungeliebtes Kind.
Verpackt in Erwartungen.
In „Tu das für mich“.
In „Werd, was ich nicht geworden bin“.
Und wenn es sich weigert?
Wenn es seine eigenen Schritte geht?
Wenn es nicht folgt,
nicht glaubt,
nicht lebt, wie du es vorgelebt hast?
Dann kommen die Werkzeuge deiner Kindheit:
Scham. Schuld. Strafe.
Nicht mit der Hand –
sondern mit dem Blick.
Mit dem Satz:
„So etwas macht man nicht.“
„Du hast mich enttäuscht.“
Oder schlimmer noch:
„Wie undankbar kannst du sein?“
Dabei:
Ein Kind schuldet dir keine Dankbarkeit dafür, dass du es ernährst.
Dass du es anziehst.
Dass du für die Schule, den Arzt, das Dach über dem Kopf sorgst.
Du hast entschieden, es in diese Welt zu bringen.
Es war deine Wahl – nicht seine.
Es ist deine Verantwortung, seine Grundbedürfnisse zu decken.
Nicht seine Schuld.
Nicht sein Preis.
Du verlangst blinden Gehorsam
und nennst es Erziehung.
Dabei ist es nur die Angst, nicht gebraucht zu werden.
Die Angst, nicht durchzuwirken.
Die Angst, dass dein Kind nicht dich ehrt –
sondern sich selbst.
Denn deine Aufgabe ist nicht, aus deinem Kind eine bessere Version deiner selbst zu machen.
Deine Aufgabe ist nicht, es gefügig zu machen, still, angepasst, nützlich.
Deine Aufgabe ist auch nicht, es für dein Weltbild zu gewinnen –
sondern es zu stärken, damit es sein eigenes entwickeln kann.
Authentizität vor Anpassung.
Autonomie vor Gehorsam.
Und ja – das bedeutet, du wirst infrage gestellt.
Deine Werte. Deine Religion. Deine Sicht auf die Welt.
Dein „So macht man das“.
Und das ist gut so.
Weil das genau das ist, was Denken bedeutet.
Reflexion. Kritik. Freiheit.
Dein Kind ist kein Papagei.
Es ist kein Spiegel, der deine Meinung zurückwirft.
Es ist kein Träger deiner Prägungen.
Es ist ein Mensch.
Ein neuer.
Ein ganzer.
Ein eigenständiger.
Und was es braucht?
Nicht deine Vorstellungen.
Nicht deine Zustimmung.
Sondern deine Liebe – auch wenn es nicht folgt.
Deine Aufgabe ist nicht, Liebe zu entziehen, wenn es deinen Maßstab nicht erfüllt.
Deine Aufgabe ist, zu lieben – ohne Bedingungen.
Zu lieben, auch wenn es alles anders macht.
Auch wenn es dein Glaubenssystem ablehnt.
Auch wenn es sich nicht einreiht, nicht gehorcht, nicht brav bleibt.
Denn das ist die wahre Liebe:
Nicht „Ich liebe dich, wenn...“
Sondern:
„Ich liebe dich. Punkt.“
Deine Aufgabe ist nicht, dass dein Kind so wird wie du.
Deine Aufgabe ist, dass es überhaupt wird.
Dass es den Mut entwickelt, sich selbst zu leben –
und nicht die Erwartungen anderer.
Du sollst nicht seine Autonomie stehlen,
indem du dein Denken über seines stellst,
deine Wahrheit zur einzigen erklärst,
deine Ideen zum Gesetz machst.
Dein Kind muss nicht deinen Traditionen folgen.
Nicht deiner Religion.
Nicht deinem Weltbild.
Nicht deinem Berufsideal.
Nicht deiner Vorstellung von Sinn.
Solange es niemandem schadet –
hat es jedes Recht, anders zu leben als du.
Was es braucht, ist kein Vater, der alles besser weiß.
Keine Mutter, die über alles wacht.
Was es braucht, ist jemand, der sagt:
„Ich bin hier.
Ich sehe dich.
Ich vertraue dir.“
Was es braucht, ist jemand,
der hilft, den eigenen Kompass zu schärfen.
Die eigene Stimme zu hören.
Eigene Gedanken zu denken.
Analytisch.
Selbstständig.
Reflektiert.
Denn dein Kind lebt in einer Welt,
die nicht mehr deine ist.
Es muss selbst navigieren.
Und was du mitgeben kannst,
ist nicht der Weg –
sondern die Fähigkeit, ihn zu finden.
Vielleicht ist das der größte Dienst, den du tun kannst:
Nicht zu stören.
Nicht zu verbiegen.
Nicht zu beschneiden, was wachsen will.
Sondern zuzuhören.
Hinsehen.
Halten –
auch wenn du nicht verstehst, was du da hältst.
Ein Kind zu lieben heißt nicht,
es zu lenken.
Sondern es zu stärken.
Damit es selbst denkt.
Selbst entscheidet.
Selbst lebt.
Nicht blind folgen,
sondern mutig fragen.
Nicht brav sein,
sondern authentisch.
Nicht perfekt,
sondern ganz.
Vielleicht ist das wahre Erbe,
das du hinterlassen kannst,
nicht dein Name, nicht dein Besitz,
nicht dein Glaube –
sondern der innere Satz deines Kindes:
„Ich durfte ich sein.“
Und vielleicht ist das alles,
was zählt.
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Joe Turan
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