
“Warum gerate ich immer an die Falschen?” – Das Retter-Syndrom bei empathischen Menschen
Hast du dich jemals gefragt, warum du immer diejenige bist, die zuhört, hilft, rettet – und am Ende völlig leer zurückbleibt?
Wenn Empathie zur Falle wird – Das geheime Leben der Retterin
Für alle, die schon zu viel gefühlt, zu viel gegeben und sich irgendwo dazwischen selbst verloren haben.
Lass mich raten.
Du bist diejenige, die um zwei Uhr morgens ans Telefon geht.
Die spürt, wenn etwas nicht stimmt – selbst wenn der andere sagt: „Alles gut.“
Die zweite, dritte, zehnte Chancen gibt… nicht, weil du naiv bist, sondern weil du das Potenzial siehst. Den Schmerz. Das Gute.
Du bist der menschliche Inbegriff eines sicheren Ortes.
Und wahrscheinlich bist du erschöpft.
Das unsichtbare Dreieck
Lass uns über ein psychologisches Muster sprechen, das leiser wirkt als Trauma – aber tiefgreifend:
Das Retter-Syndrom ist kein offizieller ICD-Diagnoseschlüssel.
Aber es ist eine Realität, die ich in der Praxis fast täglich sehe.
Das Drama-Dreieck. Entwickelt von Stephen Karpman in den 60er-Jahren – heute aktueller denn je.
Drei Rollen, die sich abwechseln:
Opfer – „Ich schaffe das nicht allein.“
Täter – „Du bist schuld!“
Retter – „Ich übernehme das. Ich repariere dich. Ich hab dich.“
Empathische Menschen – also Menschen mit starkem Mitgefühl und einem feinen Nervensystem – landen besonders oft in der Retterrolle. Warum?
Weil sie von klein auf gelernt haben, dass Liebe oft an Bedingungen geknüpft ist: “Wenn ich mich gut verhalte, mich anpasse, hilfsbereit bin – dann werde ich gesehen.
Und wo landen die empathischen Seelen, die schon früh gelernt haben, auf Erwachsene zu reagieren, als wären sie selbst welche?
Richtig. Mitten in die Arme der Retterrolle.
Es fühlt sich an wie Liebe.
Es sieht aus wie Mitgefühl.
Aber oft ist es eine Form von Selbstaufgabe, getarnt als Fürsorge.
Tja. Ich war nicht allein.
Warum wir da hineingeraten
Empathinnen werden keine Retterinnen, weil sie zu nett sind.
Sondern weil sie früh gelernt haben, dass Liebe Leistung ist.
Vielleicht hattest du ein Elternteil, das emotional abwesend, überfordert oder wechselhaft war.
Vielleicht warst du das „pflegeleichte“ Kind – immer freundlich, immer verständnisvoll, immer zu viel fühlend.
Vielleicht hast du gelernt, dass du Liebe bekommst, wenn du dich kümmerst, den Frieden hältst, dich anpasst.
Und so wachsen wir auf.
Statt mit Puppen spielen wir Therapeutin.
Statt zu fragen „Will ich diese Verbindung?“, fragen wir: „Wie kann ich ihr helfen, sich besser zu fühlen?“
Wir verwechseln Angst mit Intuition.
Drama mit Tiefe.
Co-Abhängigkeit mit Leidenschaft.
Der Preis fürs Retten
Der Preis für die Retterrolle ist hoch:
Du verlierst dich.
Du vergisst, was du brauchst.
Du ziehst Menschen an, die dich emotional aussaugen, aber dich nie wirklich sehen.
Du bist die Starke, die Verlässliche, die Bodenständige – bis du zusammenbrichst.
Und wenn du dann doch mal eine Grenze setzt? Schuldgefühle.
Aber hier kommt der tiefere Schmerz:
Wenn du ständig rettest, raubst du anderen die Chance, selbst zu wachsen.
Und dir selbst die Chance auf Liebe, die nicht verdient werden muss.
Und jetzt? Einfach aufhören zu fühlen?
Nein. Um Himmels willen, nein.
Aber du beginnst, dich selbst mit derselben Fürsorge zu behandeln, die du jahrelang für andere reserviert hast.
Es bedeutet: innehalten, bevor du wieder die Nachricht schickst, „Hey, alles okay bei dir?“ – ungebeten.
Es bedeutet: jemandem erlauben, traurig zu sein, ohne seine Gefühle für ihn zu tragen.
Es bedeutet: dich selbst zu fragen, „Was brauche ich gerade?“ – und die Antwort ernst zu nehmen.
Es bedeutet: zu wissen, dass ein Nein dich nicht egoistisch macht – sondern frei.
Und ja, es bedeutet auch, das Unwohlsein auszuhalten, wenn andere leiden – ohne dich selbst zu verlieren, nur um sie zu retten.
Ich erinnere mich an eine Frau, die mir im Erstgespräch sagte:
„Ich ziehe Narzissten magisch an. Ich verstehe es nicht. Am Anfang ist alles intensiv – dann werde ich manipuliert, ausgenutzt, emotional ausgehungert.“
Und sie sprach das mit einer Klarheit aus, die mich berührt hat.
Denn sie hatte es längst verstanden – aber ihr Körper war noch gebunden an das Muster, gebraucht zu werden.
Das ist der Schmerz des Retter-Syndroms:
Du gibst, um verbunden zu bleiben.
Aber du verlierst dich auf dem Weg.
Und das Tragische: Viele dieser Retterinnen fühlen sich am Ende wie Täterinnen, wenn sie Grenzen setzen.
Schuldig, egoistisch, herzlos.
Weil sie glauben, dass ihre Existenz davon abhängt, für andere da zu sein.
Aber echte Verbindung braucht keine Selbstaufgabe.
Sie beginnt dort, wo du dich selbst ernst nimmst.
Wo du deinen Schmerz genauso wichtig nimmst wie den der anderen.
Wo du spürst: Ich darf Nein sagen, ohne schlecht zu sein.
Empathie ist nicht das Problem. Grenzenlose Empathie schon.
Deine Empathie ist heilig.
Aber Empathie ohne Grenzen wird zur Waffe – gegen dich.
Nicht jede*r verdient deinen emotionalen Raum.
Nicht jede verletzte Seele ist deine Aufgabe.
Und nicht jede intensive Verbindung ist echt.
Du musst deinen Wert nicht beweisen, indem du rettest.
Du musst nicht tragen, was nicht dir gehört.
Und du musst dich nicht klein machen, damit andere sich groß fühlen können.
Wenn du dich wiedererkennst — atme.
Du bist nicht kaputt.
Du bist konditioniert, geprägt, vielleicht überfordert – aber nicht falsch.
Du darfst müde sein vom Retten.
Du darfst lernen, nicht jede Schwingung aufzufangen.
Und du darfst herausfinden, wie sich Beziehung anfühlt, wenn du nicht mehr überlebst, sondern da bist.
Nicht als Retterin.
Sondern als Mensch.
Mit allem, was du bist.
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Joe Turan
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