
Du hast eigentlich alles.
Ein gutes Leben.
Eine wunderschöne Familie, die dich liebt.
Ein Beruf, der dich erfüllt – oder zumindest erfolgreich macht.
Du funktionierst. Du leistest. Du gibst.
Von außen betrachtet: Alles gut.
Du hast dich durch Jahre von Therapie gegraben.
Endlose Bücher verschlungen.
Jede Kindheitswunde seziert, jedes Trauma durchgekaut.
Du kannst die Sprache der inneren Anteile, die Trigger, die Schutzmechanismen im Schlaf rezitieren.
Und trotzdem sitzt du manchmal da…
und fühlst dich leer.
Oder überfordert.
Oder taub.
Du verstehst alles – aber du bist nicht ganz da.
Und doch sitzt du manchmal da…
vielleicht abends auf der Couch, vielleicht morgens auf dem Weg zur Arbeit,
und fragst dich leise:
Warum fühl ich nichts?
Keine echte Freude.
Kein tiefes Ankommen.
Kein echtes Ich bin hier und das reicht.
Stattdessen: Druck in der Brust.
Stille, die sich nicht nach Frieden anfühlt, sondern nach innerem Stillstand.
Und dann kommt die Stimme im Kopf:
„Was stimmt nicht mit dir?“
„Du bist undankbar.“
„Du hast alles – und trotzdem suchst du noch?“
„Du bist kaputt.“
Und du fragst dich – leise, verzweifelt, manchmal schamvoll:
Warum berührt mich das nicht mehr, was mich früher glücklich gemacht hat?
Warum sitze ich an traumhaften Orten, in luxuriösen Hotels, mit einem wunderschönen Menschen im Bett –
und fühle… nichts?
Warum macht mich das, was früher Leichtigkeit war – Tanzen, Reisen, Berührung, Lachen –
heute müde, gereizt, leer?
Du fragst dich:
Bin ich falsch verdrahtet? Kalt geworden? Innerlich tot?
Ich kenne diese Stimme. Sie war jahrelang mein ständiger Begleiter.
Dieses Gefühl, keine Freude oder Lebendigkeit mehr zu spüren, hat übrigens einen Namen.
Es ist ein medizinisch und psychologisch anerkanntes Phänomen und wird Anhedonie genannt – häufig im Zusammenhang mit dem, was man als High-Functioning Depression bezeichnet.
In einem separaten Beitrag werde ich dazu noch tiefer einsteigen und erklären, was genau dahintersteckt.
Heute aber möchte ich über den häufigsten Grund sprechen, warum du dich innerlich wie abgekoppelt erlebst:
Was ich damals nicht wusste – und was dir vielleicht auch niemand erklärt hat – ist:
Dieses Nicht-Fühlen-Können ist kein Mangel an Dankbarkeit.
Es ist keine Charakterschwäche.
Es ist keine spirituelle Unreife.
Es ist ein Schutzmechanismus. Einer, der früher überlebensnotwendig war.
Denn für viele von uns war Fühlen früher eine echte Gefahr.
Nicht abstrakt.
Ganz konkret.
Vielleicht hast du geweint – und wurdest ignoriert.
Oder ausgelacht.
Oder beschämt: "Jetzt hör auf zu flennen, sonst geb ich dir gleich was zum Weinen!"
Vielleicht hast du Angst gehabt – und niemand kam.
Oder jemand kam… aber nicht mit Trost, sondern mit Strafe.
Vielleicht hast du dich gefreut – und wurdest bestraft für deine Lebendigkeit.
„Sei nicht so laut. Sei nicht so wild. Nimm dich zurück.“
In diesen Momenten lernt ein Kind:
Gefühle sind gefährlich.
Sie bringen Ablehnung.
Sie bringen Verlust.
Sie bringen Schmerz.
Und das Nervensystem – unser stiller Wächter – speichert das tief ein:
„Wenn ich fühle, bin ich nicht sicher.“
Also kappen wir die Verbindung.
Nicht weil wir wollen,
sondern weil unser System glaubt, es muss.
Wir werden Meister im Funktionieren.
Wir lernen zu lachen, auch wenn innen alles leer ist.
Wir lernen zu geben, auch wenn niemand uns hält.
Wir lernen zu analysieren, zu erklären, zu verstehen
nur um eines nicht tun zu müssen: fühlen.
Und irgendwann merken wir:
Wir leben – aber wir erleben uns nicht mehr.
Wir wissen viel – aber wir sind nicht mehr da.
Wir lieben Menschen – aber wir spüren sie nicht tief.
Und dann, in der Stille…
kommt der Wunsch:
Ich will wieder fühlen.
Aber kaum nähert sich ein Gefühl, kommt Panik.
Der Verstand springt an. Gedanken überschlagen sich.
Alles zieht sich zusammen.
Weil das System denkt:
„Nicht schon wieder. Ich überleb das nicht nochmal.“
Also greifen wir nach dem, was uns sicher erscheinen lässt: Kontrolle.
Wir wollen alles verstehen, alles planen, alles regulieren.
Wir denken, je mehr Kontrolle wir haben, desto weniger wird’s wehtun.
Doch das Paradoxe ist:
Die Antwort liegt nicht in noch mehr Kontrolle –
sondern im Loslassen.
Nicht im Klammern.
Sondern im Dasein.
Im Mitfühlen, ohne Bewertung.
Im Spüren, ohne Flucht.
Nur wenn du aufhörst, deine Gefühle zu managen wie ein Projekt,
und stattdessen einfach bei ihnen bleibst –
ehrlich, neugierig, weich –
kann dein System verstehen:
Ich bin sicher. Selbst jetzt. Gerade jetzt.
Fühlen ist kein Fehler. Es ist der Weg zurück zu dir.
Therapeutische Dosen. Baby Steps.
Eine Hand auf die Brust legen und da bleiben.
Zehn Sekunden Stille aushalten.
Nicht antworten, nicht erklären – einfach sein.
Einen tiefen Atemzug nehmen und merken, dass du nicht zerbrichst.
Und irgendwann speichert dein System:
Ich habe etwas gefühlt – und die Welt ist nicht untergegangen.
Das ist der Wendepunkt.
Da beginnt Vertrauen.
Da beginnt Rückverbindung.
Nicht mit dem Kopf. Mit dem Körper. Mit dir.
Du brauchst kein neues Konzept.
Du brauchst Erlaubnis.
Und Zeit.
Und kleine, ehrliche Schritte zurück in deinen inneren Raum.
Denn du bist nicht kaputt.
Du warst nur lange beschützt.
Jetzt darfst du zurückkommen.
Und wenn du’s vergisst – was du wirst –
dann lies das hier nochmal:
Fühlen ist kein Fehler. Es ist dein Weg zurück zu dir.
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Joe Turan
– Life Coach
– Tantra- & Kuscheltherapeut
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