Sehnsucht nach Berührung

Veröffentlicht am 3. März 2024 um 06:53

Sehnsucht nach Berührung: Wenn es um mehr als nur um Sex geht

Bei erfüllter Sexualität geht es nicht nur um gezielte Erregung und Höhepunkte, sondern auch darum, was wir uns wünschen und wie wir uns dabei fühlen wollen

Die Sehnsucht, berührt zu werden

Ja, da gibt es diesen Hauthunger. Den Wunsch, zärtlich oder auch erregend auf der Haut berührt, liebevoll gestreichelt und gehalten zu werden. Viele erzählen von der Sehnsucht, die Wärme einer Umarmung zu spüren, sich vielleicht auch anzulehnen. Gar nicht wenige Menschen würden gern die Möglichkeit haben, so lange in einer Umarmung zu bleiben, bis sie diese selbst lösen möchten. Ob mit oder ohne Sex: Nach 20 Sekunden wird das wohltuende Bindungs-, Lust und Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet.

Berührt zu werden wünschen wir uns sehr, sehr oft nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Wir möchten also auch innen drinnen spüren, dass wir geborgen sind, dass wir begehrt werden – wollen in unserem Innersten emotional und wohltuend berührt und womöglich auch angeregt und erregt werden, vielleicht aber manchmal nur einfach unsere Sorgen vergessen.

Die Sehnsucht nach Intimität

Was die Intimität einer Liebesbeziehung ausmacht, wird einerseits oft nicht bewusst gewählt, sondern unbewusst von der Gesellschaft oder Vorbildern übernommen. Andererseits erlebe ich immer wieder Paare, die sich mit ihren Werten befassen und ganz bewusst festlegen, was Intimität ausmacht und wo es Grenzen einzuhalten gilt. Was also ist es für Sie, was die Intimität Ihrer Zweierbeziehung ausmacht?

Da gibt es noch einen anderen, einen tieferen Aspekt von Intimität. Wir wollen als der Mensch wahrgenommen werden, der wir wirklich sind. Stark und zart, unabhängig und verbunden, führend und uns fallen lassend. Wir wollen einander fühlen und erfühlt werden, spüren und einfach verstanden werden, ohne uns laufend erklären zu müssen. Diese Intimität entsteht oft durch Nähe. Oder ist es umgekehrt?

Die Sehnsucht nach Nähe und Vertrauen

Durch gelebte Intimität kommen wir einander und auch uns selbst oft sehr nahe. Jede und jeder kennt verschiedene Aspekte von Nähe. Wenn ich nach Nähe frage, geht es oft im ersten Schritt um die körperliche Nähe, da wird die Sexualität oft mitgemeint. Nach wie vor ist es für viele Menschen eine Herausforderung, mit dem Partner oder der Partnerin über die eigene Sexualität zu reden.

Für viele braucht es in einer erfüllten Liebesbeziehung zusätzlich aber eine starke emotionale Nähe, also ein Gefühl von vertrauensvoller Verbundenheit. Und ist es nicht auch die geistige Nähe, die uns vielleicht weniger bewusst ist, aber dennoch ganz viel ermöglicht, gerade auch in der Erotik und der Verführung?

Viele Menschen fühlen sich durch Nähe und Intimität besonders verbunden. Dadurch wächst Vertrauen – wir spüren, wir können uns emotional wirklich einlassen und auf allen Ebenen berühren lassen. Spannenderweise ermöglichen gerade diese Verbundenheit, dieses Vertrauen und diese echte Nähe auch unglaubliche Freiheit. Und sehnen wir uns nicht auch danach, verbunden und gleichzeitig frei zu sein?

Die Sehnsucht nach Tiefe und Hingabe

Das Wort Hingabe hat für viele mit Kontrollverlust zu tun, das mögen viele Menschen nicht. Hingabe ist jedoch in der Sexualität und der Erregung ein Geschenk; etwas, das wir lernen können, vor allem, wenn selbstverständliche Intimität, Vertrauen, Nähe möglich sind. Denn es zeigt sich immer wieder eine absolute Sehnsucht nach Tiefe und Hingabe an den Moment der Begegnung, an einen Moment der Erregung, der Lust, an den Menschen des Begehrens.

[Nicole Siller]

 

 

 

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